3 Fragen an … … Busfahrer Ralph Runge „Klar sitze ich am Feiertag im Studio, aber es fühlt sich an wie ein Kaminabend mit tausend Zuhörern.“ Johannes Simon, Radiomoderator Auch Guido Laader (Mitte) von den Gelsenwasser Energienetzen musste mit seinem Team schon an Heiligabend ausrücken. wie andere auf die Geschenke. „Dank einer Riesenportion Verständnis zu Hause klappt das wunderbar. Wenn andere die Plätzchen ausste- chen, steche ich durchs Radioprogramm. Da sind die Leute plötzlich viel wacher am Radio, dann bin ich fast Teil der Familie, nur ohne Mit- bringsalat“, witzelt der 46-jährige Moderator der Sendungen „Heimat“ und „Der Westen“. Ähnlich leidenschaftlich erzählt Bäckermeister Pascal Barthel von seinem Job. Im letzten Jahr stand er für die Bäckerei Schollin in Dinslaken am ersten und zweiten Feiertag in der Backstube. „Auch wenn ich dann natürlich gerne bei meiner Familie wäre und es sehr viel zu tun gibt, fühlt es sich trotzdem schön an, wenn man gemeinsam alles gibt.“ Die Belegschaft hilft sich untereinander und wird in Zusatzschichten aufgeteilt. „Man spürt im- mer einen besonderen Zusammenhalt“, weiß Barthel zu berichten und sorgt so mit seinen Kollegen verlässlich für Backwaren auch zwischen den Jahren. Manches kann eben nicht warten Guido Laader ist für die Gelsenwasser Ener- gienetze am Standort Hünxe tätig, hat oft Bereitschaftsdienst und ist dann für Notfälle zuständig. Meist darf er dabei zu Hause sein, auch an Heiligabend, und mit seiner Familie gemütlich unterm Weihnachtsbaum schmau- sen. Vor einigen Jahren waren seine Kinder noch klein. „Es war ungefähr 16.30 Uhr, die Kinder haben auf die große Bescherung gewartet, als plötzlich das Telefon klingelte“, erinnert sich Laader. Ein Wasserrohrbruch. Er stieg direkt ins Auto und informierte die technischen Einsatzkräfte. „Ich bin dann durch die verlassene Stadt gefahren, und als ich ankam, stand tatsächlich die ganze Straße unter Wasser“, erzählt der 60-Jährige. „Als Versorger musst du natürlich reagieren, und wir waren dann bis Mitternacht beschäftigt, das in Ordnung zu bringen, während zu Hause das Essen kalt wurde und die Kinder traurig waren“, so Laader. Immerhin: Die Besche- rung wurde am nächsten Morgen nachgeholt. Manche Dinge können eben nicht warten – egal ob an Heiligabend oder Silvester. Zum Jahreswechsel erlebte unser Mann vor Ort mal einen amüsanten Einsatz. Vermutlich ein Tier löste einen Fehlalarm aus, zu dem er kurz vor Mitternacht ausrücken musste. Als klar wurde, dass es sich um eine Falschmeldung handelte, fuhr Laader einfach wieder zurück. „Das Feuerwerk über Voerde und Hünxe habe ich dann im Auto erlebt“, lacht er. Herr Runge, Sie fahren auch an Feier- tagen für die örtlichen Verkehrs- betriebe der NIAG. Welches schöne Erlebnis im Dienst zur Weihnachts- zeit haben Sie noch im Kopf? Ich erinnere mich lebhaft an einen be- sonderen Moment vor zwei Jahren. Eine Gruppe Grundschulkinder war festlich mit Nikolausmützen geschmückt. Die stiegen bei mir ein, um gemeinsam ins Altenheim zu fahren und dort für die Bewohner zu singen. Während der Fahrt haben sie ihr Lied „Nikolaus, komm in unser Haus“ ge- übt und verbreiteten dabei eine Herzens- wärme. Das hat die anderen Fahrgäste und auch mich als erfahrenen Busfahrer sehr berührt. Gibt es auch Momente, über die Sie lachen mussten? Zumindest kann ich immer wieder schmunzeln, wenn kurz vor und an Weih- nachten selbst, große Geschenktüten das Bild in meinem Bus bestimmen. Manch- mal kann ich die Fahrgäste dahinter kaum noch sehen. Früher gab es auch immer wieder Leute, die ihre sehr großen und im Netz gebundenen Weihnachtsbäume per Bus nach Hause brachten. An diesen Tagen ist also längst nicht alles wie immer? Für mich ist die Zeit zwischen den Tagen nie gewöhnlich. Die Atmosphäre ist ab Heiligabend, selbst auf den manchmal noch vollen Straßen, entspannter, die Fahrgäste sind gelöster. Dann tritt der alltägliche Stress in den Hintergrund und das Zwischenmenschliche gewinnt an Bedeutung, auch im Bus. Sowohl für die Fahrgäste als auch für mich selbst. Titelthema I 05