Wir komponieren unser Bild Früher galt es noch, Filmmaterial zu sparen. Oft wurde daher der Auslöser nur einmal betätigt und dabei frontal auf die versammelte Mann- schaft geblitzt – mit oft tristem Ergebnis. In Ihrem Handy sollte der Speicherplatz groß ge- nug sein, um öfter zu „knipsen“. Damit gehören geschlossene Augen oder grobe Verwackler der Vergangenheit an. Trauen Sie sich auch, Perspektive und Blickwinkel kreativ zu wech- seln – bei menschlichen Motiven ebenso wie bei Naturaufnahmen oder Stillleben. Zwar lässt eine Aufnahme von unten manche Menschen unvorteilhaft wirken, kann aber die Sichtweise interessanter machen – bei Gegenständen erst recht. Auch macht es Spaß, sein Bild zu kom- ponieren: Platzieren Sie zum Beispiel im vorde- ren Bereich ein Objekt, etwa eine Pflanze, und fokussieren Sie die Schärfe auf die Menschen im hinteren Bildbereich. Hier ist der Kreativität keine Grenze gesetzt. Interessante Regeln hält die klassische Foto- grafie bereit: Die Drittel-Regel orientiert sich am Goldenen Schnitt der Kunst. Das Bild wird in neun gleiche Teile gegliedert, indem Sie sich zwei horizontale und zwei vertikale Linien vor- stellen – oder in den Voreinstellungen bei ihrem Handy die Funktion „Raster“ bestätigen. Nun kann das Motiv an den Schnittpunkten und entlang der Linien platziert werden. So lässt sich mehr Spannung im Bild erzeugen. Mehr Fantasie, bessere Bilder Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf – das kann zu den schönsten Motiven führen. Wer eine Gruppe von Menschen fotografiert, kann beim Perspektivwechsel auch mal auf eine Leiter steigen und seine Freunde und Verwandten von oben in die Kamera grinsen oder winken lassen. Auch wirken Gesichter nicht immer nur frontal gut: Fünf oder sechs Familienmitglieder ungewöhnlich aufgestellt und seitlich im Profil fotografiert, das kann zu kunstvollen „Schüssen“ führen. In der Natur lässt sich mit Fantasie noch mehr anstellen, weil niemand zum Posieren überredet werden muss. Ein architektonisch anspruchsvolles Gebäude ist durch verschie- dene Platzierungen im Bild und die Komposi- tion mit zusätzlichen Objekten, beispielsweise Bäumen oder Straßenschildern und -laternen, noch interessanter in Szene zu setzen. Denken Sie dabei auch an die Schärfentiefe: Ein Objekt ist im Gesamtbild scharf zu sehen, andere im Vorder- oder Hintergrund verschwimmen eher. Das macht jedes Foto zum Hingucker und lässt sich durch das Antippen des Objekts auf dem Display schnell erreichen. Ein weiterer Tipp: Die Panoramafunktion lässt sich auch vertikal nutzen. So können Sie auch hohe Gebäude wunderbar einfangen. Trauen Sie sich! Kennen Sie in Ihrer Umgebung eine Stelle, die Sie seit Ihrer Kindheit schön finden? Ist Ihnen in jüngerer Zeit ein Gebäude oder eine beson- ders schöne Ecke in der Natur im Gedächtnis geblieben, die Sie im Vorbeifahren nicht „mal eben“ fotografieren konnten? Dann haben Sie Ihr Motiv schon gefunden: Schnappen Sie sich Ihr Handy und fahren Sie am Wochenende dorthin. Fotografieren Sie nicht im Vorüber- gehen, sondern nehmen Sie sich Zeit, um ein tolles Bild daraus entstehen zu lassen. Oder wollten Sie Ihre Freunde oder Familien- mitglieder längst mal wieder für die Ewigkeit festhalten? Dann verzichten Sie zur Abwechs- lung mal auf das Posieren: Menschen sollten auch fotografiert werden, wenn Sie miteinan- der reden oder in ihr Hobby vertieft sind und gar nichts vom Knipsen wissen. Das führt oft zu interessanten Motiven. Dabei bitte nicht vergessen, die Protagonisten nach Erlaubnis zu fragen, ob Sie das Motiv auch behalten oder gar verbreiten dürfen. Wer sich mehr und mehr mit dem Thema auseinandersetzt, kann schnell zu inspirierenden Motiven finden. Und wenn Sie sich angesprochen fühlen, freuen wir uns über Ihre Teilnahme an unserem Wettbewerb „Mein Voerde – mein Foto“ – alles dazu auf Seite 8! Viel Spaß und Erfolg! Schon gewusst? Zusätzliches Licht Mit dem eingebauten Blitz des Handys werden Fotos selten schön, weil das Licht damit immer aus der gleichen Richtung kommt. Kleine LED-Lampen für Smart- phones gibt es schon für den schmalen Geldbeutel, sie lassen sich beliebig plat- zieren. Dabei entstehende Schatten sind Geschmackssache: Sie werden in der modernen Profifotografie auch bewusst als Stilmittel eingesetzt. Langzeitaufnahme Die Belichtungszeit lässt sich bei den meisten Smartphones manuell einstellen. Mit der Funktion können Sie auch im Dun- keln manche Situation spannend einfan- gen. Dabei sollten Sie aber unbedingt ein Handystativ benutzen, um das Bild nicht zu verwackeln. Doch auch bewegte Ob- jekte (zum Beispiel Autoscheinwerfer bei Nacht) können bei langen Belichtungszei- ten zu interessanten Bildern führen – hier ist wieder Experimentiergeist gefragt. Hilfreiche Apps Es lohnt sich, die Voreinstellungen, Effekte und Filter Ihres Handys kennen- zulernen. Aber auch mit Bearbeitungs- programmen wie Snapseed lassen sich verblüffende Ergebnisse erzielen. Ein Profiprogramm wie Photoshop hingegen erfordert viel Wissen. Einfacher geht es mit künstlicher Intelligenz: Neben vielen witzigen Animationsspielereien wie Mimic halten die einschlägigen App-Stores auch sehr hilfreiche Programme wie zum Beispiel YouCam Perfect bereit. Senden Sie uns Ihr schönstes Foto! Auf Seite 8 finden Sie unseren Wettbewerb „Mein Voerde – mein Foto“! Titelthema I 05